Warum nicht bei einem Escortservice arbeiten und richtig viel Geld verdienen? Schlechten Sex, nur umsonst, hatten sie ja davor auch. Mit diesem unschlagbaren Argument überzeugt Lea ihre beste Freundin Hanna. Sie stürzen sich in das Abenteuer zwischen Tag und Nacht…
Wer am Ende anschafft, ist der Mann, der kassiert. (…) auf welche Weise ‘Tag und Nacht’ die Verhältnisse punktuell spielerisch offen hält, die Frauen einmal triumphieren und dann wieder als Dienstleisterinnen aufschlagen lässt, ist eine der Stärken des Films. Genau wie die nüchterne Inszenierung von Körpern und Sex oder das Herausarbeiten von Ambivalenzen und Graubereichen.
Die Stärke des Films ist zweifellos seine Glaubwürdigkeit, von den Dialogen und der Ausstattung bis zu der hervorragenden Leistung der Schauspieler.
Derflinger gelingt ein unverstellter Blick ohne moralische Vorbehalte, ganz ohne die verrucht-verführerischen Klischees des Rotlichtmilieus zu bemühen. (…) „Tag und Nacht“ ist nicht pornografisch und spekulativ, trotz einiger expliziter Sexszenen. Der Film gibt aber auch niemanden der Lächerlichkeit preis: Er unterhält, indem er Vorurteile aufbricht.
Dieser “normale” Blick in Tag und Nacht inkludiert eine notwendige Freizügigkeit in der konkreten Darstellung von Sex-Arbeit und offenbart auch die Banalitäten im Alltag, etwa wenn man von einem Moment auf den anderen die geblümten Hausschuhe mit den schwarzen Lederstiefeln tauscht.
Der Film produziert zwar auch geschlechtsspezifische Täter- und Opferbilder, arbeitet aber letztlich konsequent an einer Zuspitzung: Vom Kontrollverlust gezeichnet, sind Hanna und Lea vor allem Opfer ihrer eigenen Selbstüberschätzung.
Tag und Nacht
Spielfilm
Regie: Sabine Derflinger
A/ 2010/ 101 Min.
35mm/ 1:1,85/ Farbe
Dolby SRD
Deutsch
Kinostart Österreich Oktober 2010, Deutschland Januar 2012